Die Geschichte des Fliegerhorstes

 

52° 20' 40" Nord - 7° 32' 30" Ost, das steht für "Reserved Air Space Hopsten", unter denen jeder Flugscheininhaber die Basis Hopsten sofort finden wird. „Reserved“ deshalb, weil das Überfliegen dieses Teiles Westfalens nur unter Vorbehalt möglich ist, denn unter diesen Koordinaten, befindet sich zwischen Osnabrück und Rheine ein Militärflugplatz der NATO - der "Fliegerhorst Hopsten"

Entstehung und erstmalige militärische Nutzung des
heutigen Fliegerhorstes als 'Feldflugplatz' durch die
Luftwaffe des Dritten Reiches

In der Historie der Militärfliegerei ist der Fliegerhorst Hopsten seit mehr als einem halben Jahrhundert ein fester Begriff. Das Areal wurde bereits lange vor dem 2. Weltkrieg als Feldflugplatz für im Münsterland stationierte Kampf- und Jagdverbände genutzt. Schon 1938 wurde auf Weisung der militärischen Führung, zunächst auf Dreierwalder Gebiet, mit dem Aufbau eines kleinen, damals nur etwa 200 Hektar großen Fliegerhorstes begonnen. Das Bauvorhaben auf staatseigenem Grund und Boden wurde unter Leitung des in Münster beheimateten Luftbauamtes 6 durchgeführt. Das als Feld- und Einsatzflugplatz vorgesehene Projekt, unter der Bezeichnung "Rheiner Bauabschnitt 2", erhielt damals drei Startbahnen. Die befestigte Hauptstartbahn verlief mit einer Länge von 1.800 Metern in Ost-West-Richtung. Die zwei weiteren Startbahnen wiesen lediglich eine Länge von jeweils 1.000 Metern auf und waren für Jägerstaffeln mit den Startrichtungen Nord-Süd und Südwest-Nordost vorgesehen. Nach der Fertigstellung des neuen Fliegerhorstes im Jahre 1939 gab es jedoch Schwierigkeiten mit der Namensgebung, da die Bürger der Gemeinde Dreierwalde die Zustimmung zur Nutzung ihres Ortsnamens für den neuen Flugplatz verweigerten. Erst nach dem weiteren Ausbau des Flugplatzgeländes in den Jahren 1940 bis 1944, welche auch eine Verlängerung der Hauptstartbahn auf 3.000 Meter im Bereich der Gemeinde Hopsten mit sich brachte, wurde dem Flugplatz der Name „Fliegerhorst Hopsten“ vergeben, der bis zum heutigen Tage seine Gültigkeit behalten hat. Am Tag der offiziellen Indienststellung des Flugplatzes am 25. Oktober 1939 verlegte unter Führung des Gruppenkommandeurs, Hauptmann Riegel, die 1. Gruppe des Jagdgeschwaders 27 mit 48 Maschinen des Typs Me 109E-1 von Münster-Handorf nach Hopsten und war somit unter ihrem ersten Kommodore, Oberstleutnant Max Ibel, für die so genannte „Reichsverteidigung“ gerüstet. Aufgrund politischer und strategischer Veränderungen spielte der Fliegerhorst Hopsten als Operationsbasis zu Beginn des 2. Weltkrieges für die damalige Luftwaffe zunächst nur eine zweitrangige Rolle. In den Jahren 1939 bis 1944 wurde der Flugplatz nur kurzfristig von verschiedenen Tagjägerverbänden, Nachtjägereinheiten und Kampfgeschwadern genutzt. Die Zeit wurde zum weiteren Ausbau des Fliegerhorstes genutzt. Hierbei wurden erste Enteignungen bei den Bürgern der angrenzenden Gemeinden Hopsten und Hörstel vorgenommen. Im Nordbereich des Fliegerhorstes, zwischen Dreierwalde und Hopsten, entstanden für die damalige Fliegerhorstkommandantur neue Unterkunftsgebäude und zusätzliche Abstellplätze sowie Rollwege für Luftfahrzeuge. Als das damalige NS-Regime im Verlaufe des Krieges militärisch immer mehr in die Defensive gedrängt wurde, sollte sich die Ruhe der ersten Kriegsjahre in Hopsten allerdings sehr schnell ändern. Bereits im Sommer 1944 zeichnete es sich ab, dass die Lage des Fliegerhorstes Hopsten aus militärischer Sicht einen sehr guten Standort für die "Reichsverteidigung" abgeben würde. Ab Herbst 1944 entwickelte sich der Fliegerhorst Hopsten dann sogar zu einer regelrechten Drehscheibe für alle möglichen Aktivitäten der ehemaligen Luftwaffe. Ab dem September 1944 flog das zwischenzeitlich nach Hopsten verlegte und mit dem Düsenflugzeug Me 262 ausgestattete Kampfgeschwader 51 "Edelweiß" von hier aus u.a. Angriffe auf den Flugplatz Ath-Chiévres bei Mons in Belgien, wo das Geschwader selbst noch wenige Wochen vorher stationiert war. Auch das ab Dezember 1944 auf dem Fliegerhorst stationierte 6. Kampfgeschwader 76 mit der Aufklärungsgruppe "Sperling", das mit dem Düsenflugzeug Arado Ar 234 ausgerüstet war, kam von hier aus zum Einsatz. Zunächst noch zu Aufklärungsmissionen eingesetzt, kamen später auch Angriffsmissionen, u.a. auf die Rheinbrücke bei Remagen dazu.

Allerdings ließ die nahezu vollständige Luftherrschaft der Alliierten über Deutschland selbst derart technisch überlegene Flüge sehr bald zu einem unkalkulierbaren Risiko werden. Letztendlich mussten sogar die Starts und Landungen der Düsenflugzeuge, sollten sie überhaupt noch ein gewisses Maß an Erfolg versprechen, durch beträchtliche Massierungen an konventionell angetriebenen Jagdflugzeugen unterstützt werden.

So wurden diverse Jagdverbände mit dem Ziel eingesetzt, die Düsenflugzeuge in deren empfindlichsten Flugphasen, dem Start und der Landung, gegen alliierte Jagdbomberangriffe abzuschirmen. Hierzu kamen Verbände wie

- das II./Jagdgeschwader 1 aus Drope bei Lingen,

- das III./Jagdgeschwader 1 vom Fliegerhorst Rheine-Bentlage,

- der Stab sowie das I./Jagdgeschwader 26 aus Drope und Fürstenau,

- das II./Jagdgeschwader 26 aus Nordhorn,

- das III./Jagdgeschwader 26 aus Plantlünne.

- der Stab und I./Jagdgeschwader 27 von Rheine-Bentlage.

- das II./ Jagdgeschwader 27 von Hopsten selbst,

- das III./ Jagdgeschwader 27 aus Hesepe,

- das IV./ Jagdgeschwader 27 aus Achmer sowie

- das III./ Jagdgeschwader 54 "Grünherz" mit ihren FW 190D-9 aus Varrelbusch, Vörden und Fürstenau zum Einsatz.

1944 verlegte das KG 51 "Edelweiß" mit ihren ME-262 nach Rheine-Hopsten
 
Gegen Kriegsende war der Hopstener Fliegerhorst ein häufiges Ziel alliierter Luftangriffe. Aufgrund der äußerst starken Luftabwehr der hiesigen Flugabwehrgeschütze (bis zu 500 Geschütze waren zeitweilig in Platznähe im Einsatz), blieb er jedoch in Verbindung mit schnell durchgeführten Reparaturen der Start- und Landebahnen relativ unversehrt. Auch mittels guter Tarnung und weitflächiger Abstellung der Einsatzmaschinen ließ sich die Funktionsfähigkeit des Flugplatzes bis zur Besetzung durch britische Truppen erhalten.
Das Ende der Luftwaffe zeichnete sich spätestens seit dem 1. Januar 1945 ab. Mit den noch verbliebenen Piloten und Luftfahrzeugen wurde das "Unternehmen Bodenplatte" durchgeführt. Dieses hatte das Ziel, alliierte Flugzeugverbände im bereits befreiten Westeuropa durch Jagdbombereinsätze auf alliierte Feldflugplätze zu dezimieren. Doch die mittlerweile erzielte absolute Luftherrschaft der Alliierten, die große Unerfahrenheit viel zu junger deutscher Piloten und die von diesem Großeinsatz nicht allerorts informierten eigenen Flak-Verbände ließen dieses irrsinnige Vorhaben scheitern. Die nach diesem Vorhaben noch verbliebenen Reste des Kampfgeschwaders 51 "Edelweiß" mit ihren Me 262 verlegten am 30. März 1945 schließlich von Rheine-Hopsten nach Giebelstadt. Bis zur Besetzung des Platzes Anfang April 1945 waren auf dem Fliegerhorst Hopsten noch das Jagdgeschwader 26 mit Bf 109G/K und der Jg 190A, das Jagdgeschwader 27 mit Messerschmitt Bf 109G/K sowie Teile des Nachtjagdgeschwaders 1 mit Bf 110 und Heinkel He 219 stationiert.
In den letzten Kriegstagen sprengten deutsche Einheiten die Infrastruktur und machten den Platz unbrauchbar. Die Übergabe des Fliegerhorstes Hopsten erfolgte am 6. April 1945 schließlich kampflos an die mittlerweile vorgerückten alliierten Truppen. Diese entschlossen sich nur wenig später, das für die Fliegerei gänzlich unbrauchbar gewordene Gelände, der benachbarten Bevölkerung wieder zur landwirtschaftlichen Nutzung zu überlassen.
 
In Gelb dargestellt die drei Start- und Landebahnen des Feldflugplatzes Hopsten. In Schwarz dargestellt die heutige, in Nord-Süd-Richtung angelegte Piste.